Maggie P., North Carolina
September 2121
Ja, zum Donnerwetter nochmal, einmal ergattert man ein bisschen Fleisch und dann verdirbt es einfach. Das darf nicht wahr sein! Jetzt drehen sie uns den Strom schon ohne Vorwarnung ab. Eine Übung zur Aufrechterhaltung der Ordnung und nationalen Sicherheit! Ha, dass ich nicht lache. Sie trainieren doch nur für ihre eigene Sicherheit. Und unsere Sicherheit? Alle Monate weniger Wasser, weniger Strom, weniger Essen. Sie krallen sich alles was sie brauchen, und meine Siebenjährige kriegt nicht mal zu ihrem Geburtstag ein Steak. …
Ja, zum Donnerwetter nochmal, einmal ergattert man ein bisschen Fleisch und dann verdirbt es einfach. Das darf nicht wahr sein! Jetzt drehen sie uns den Strom schon ohne Vorwarnung ab. Eine Übung zur Aufrechterhaltung der Ordnung und nationalen Sicherheit! Ha, dass ich nicht lache. Sie trainieren doch nur für ihre eigene Sicherheit. Und unsere Sicherheit? Alle Monate weniger Wasser, weniger Strom, weniger Essen. Sie krallen sich alles was sie brauchen, und meine Siebenjährige kriegt nicht mal zu ihrem Geburtstag ein Steak.
Was ist nur aus unserem Land geworden? Es war mal üppig, grün und fruchtbar. Wo sind die Flüsse? Sie sind nur noch Rinnsale, ich könnte jedes Mal weinen, wenn ich über eine Brücke gehe. Dort, wo einmal Felder waren – ich habe das natürlich nicht mehr erlebt – steht nun ein Riesen-Windpark. Der gehört dem Verteidigungsministerium. Zuerst hat es geheißen, er wird für uns alle da sein, weil ja die Flüsse zu wenig Wasser führen für die Kraftwerke. Und jetzt kriegt die Armee fast den ganzen Strom. „Save haven“ nennen sie die Forts, so ein Bullshit. Angeblich war es der Plan früherer Regierungen, dass das Militär die Versorgung der Bevölkerung koordiniert. Dann hat es geheißen, um koordinieren zu können, muss das Militär handlungsfähig bleiben, daher hat die Versorgung der Forts mit Strom, Wasser und Essen Vorrang. Und natürlich muss auch alles andere funktionieren – Panzer, Fahrzeuge, Hubschrauber, Kommunikation. Und natürlich ihre Roboter, mit denen sie ihre ganzen Vorräte und Anlagen schützen, damit wir ihnen ja nichts wegnehmen können. Und alles wird instand gehalten. Woher bekommen sie eigentlich die Ersatzteile? Der ganze Apparat frisst so viel von allem, dass für uns kaum was übrig bleibt. Sie kriegen das ganze Trinkwasser, wir müssen es teuer kaufen. Sie kriegen den meisten Strom, wir höchstens einen halben Tag. Sie fahren mit ihren Fahrzeugen spazieren (angeblich für unsere Sicherheit), aber wir haben keinen Bus mehr. Und sie haben immer noch Klimaanlagen, wir schwitzen in der Hitze, die jedes Jahr unerträglicher wird.
Heute Abend ist Komitee-Sitzung. Mit den wenigen, die noch übrig sind. Unsere halbe Stadt ist schon ausgestorben. Und jetzt gehen wieder drei Familien weg. Sie haben aufgegeben, weil all unsere Beschwerden nichts genützt haben. Ob es wirklich noch weniger militarisierte Zonen gibt? Bei den zehntausenden Militäreinrichtungen in unserem Land? Das Militär ist seit sehr langer Zeit sakrosankt, habe ich gehört. Und frühere Verteidigungsminister haben schneller reagiert als der Rest der Regierungen – die Armee hat sich auf die Klimakatastrophe eingestellt und vorgesorgt. Die Regierungen waren naiv genug, genau jene mit einer Versorgung der Bevölkerung zu beauftragen, die am meisten Ressourcen verschwenden. Ohne dieses blöde Fort würden wir zwar viel bescheidener als unsere Urgroßeltern, aber immer noch ganz gut leben. Mit dem Fort gibt es zum Geburtstag wieder einmal nur Kartoffelsteak.
MAGGIE P.
Militär ist auch ohne Krieg ein Klimakiller
Übung für den Krieg(sfall) ist Krieg gegen die Natur
Stell dir vor es ist kein Krieg, und trotzdem wird die Umwelt zerstört.
Vom NATO Aktionsplan zu Klimawandel und Sicherheit bis zu den Elektroautos für das österreichische Bundesheer arbeiten Armeen weltweit daran zu zeigen, dass auch sie einen Beitrag zur Eindämmung des fortschreitenden Klimawandels leisten wollen. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch klar: Was wir uns nicht leisten können, sind die Umweltbelastungen, die Übung für Gefecht und Krieg bedeuten. …
Stell dir vor es ist kein Krieg, und trotzdem wird die Umwelt zerstört.
Vom NATO Aktionsplan zu Klimawandel und Sicherheit[1] bis zu den Elektroautos für das österreichische Bundesheer[2] arbeiten Armeen weltweit daran zu zeigen, dass auch sie einen Beitrag zur Eindämmung des fortschreitenden Klimawandels leisten wollen. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch klar: Was wir uns nicht leisten können, sind die Umweltbelastungen, die Übung für Gefecht und Krieg bedeuten.
Grünes Militär – geht das?
Wie groß der Beitrag ist, den das Militär theoretisch einsparen könnte, kann auch in Studien lediglich geschätzt werden.[3] Denn aus Gründen der „Sicherheit“ gibt es hier keine Pflicht der Berichterstattung und darum große Intransparenz. Diese geht damit einher, dass es keine nachvollziehbaren Zielsetzungen gibt und die Armeen der Welt mit einzelnen Projekten, oft fokussiert auf den Treibstoffverbrauch, hausieren gehen können. Gleichzeitig wird z.B. von Seiten der NATO darauf gedrängt, Militärbudgets zu erhöhen, was zu mehr Anschaffungen, Übungen etc. führt und somit den Treibhausgasausstoß und die Umweltbelastung in die Höhe treibt.
Unsere Forderung: Sicherheit neu denken! Intransparenz bei Militäremissionen ist das Sicherheitsrisiko – es braucht eine Berichtspflicht für die Emissionen des Militärs!
An sich sind militärische Aktivitäten schon nicht nachhaltig. Hierbei muss man nur an die Erhaltung großer Kasernen und Militärbasen in „Friedenszeiten“ oder die Ressourcen-intensive Ausstattung denken. Vor allem die Belastung durch Rüstungsgüter ist vielfältig und schwerwiegend: beginnend beim Abbau der Rohmaterialen, über die Emissionen bei der Produktion in Rüstungsfabriken, Anwendung und Gebrauch durch das Militär, die Außerbetriebnahme bis zur Entsorgung.[4]
Allein den Militäraparat am Laufen zu halten ist Emissions-intensiv. Täglich belasten Fahrzeuge und Treibstoffverbrauch (von Land-, Luft- und Wasserfahrzeugen), militärische Übungen (die NATO hielt 2020 trotz Pandemie 88 militärische Übungen ab[5]; in Österreich wird am Truppenübungsplatz Allensteig, NÖ, „an durchschnittlich 220 Tagen pro Jahr scharf geschossen und an über 300 Tagen militärisch geübt“[6]) und Aufrüstung Natur und Umwelt.
Hinter und vor uns die Strahlung
Besonders eindrücklich wird die zerstörerische Kraft des Militarismus und seine Missachtung von Menschenleben, Umwelt und Natur bei Betrachtung der Atomwaffentests und den Hinterlassenschaften der atomaren Testgelände z.B. auf den Marshallinseln, in Französisch-Polynesien oder in Kasachstan uvm. Über Jahrzehnte hinweg zerstörten Bomben und radioaktive Strahlung ganze Landstriche, kosteten unzähligen Menschenleben und beeinträchtigten die Gesundheit der lokalen Bevölkerung über Generationen hinweg – nicht durch Kriegseinsätze, sondern lediglich für Tests.
Verantwortungslosigkeit und der Klimawandel sorgen dafür, dass es auch heute noch zu weiteren Folgewirkungen der Atomwaffentests kommen kann, wenn z.B. improvisierte Endlager und Testgebiete überflutet werden, wie dies bei den Marshallinseln befürchtet wird. Der Atomwaffenverbotsvertrag beinhaltet in Artikel 6 die Verpflichtung zur Hilfe für die Opfer von Atomwaffeneinsätzen und -tests, sowie zur Sanierung kontaminierter Gebiete – eine Verpflichtung der wir unbedingt nachkommen müssen! Wenn wir jetzt kurzsichtig handeln um Kosten zu sparen, werden Menschen und Natur in Zukunft einen noch viel höheren Preis zahlen.
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[zu 6] Der Nachhaltigkeitsbericht 2018 des Bundesministeriums für Landesverteidigung unterstreicht die ökologische Bedeutung von Truppenübungsplätzen, jedoch auch das „Primat der militärischen Nutzung“ S. 39
Bitte unterstütze unsere Arbeit!
Eine Welt, die Klimaziele erfüllt, muss eine friedliche Welt sein! Wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen wollen, müssen wir die Rolle von Krieg, Militär und Ausbeutung thematisieren und uns aktiv für eine gerechtere Welt durch friedliche Mitteln einsetzen – wir danken euch für euren Beitrag dazu!
Frieden ist möglich – aber sicher!
12.-14. Nov.2021 in Linz
Werde Teil von „Sicherheit neu denken“ und hole dir viele spannende Impulse auf unserer Tagung.
„Rethinking Security” glaubt, dass nachhaltiger Frieden und Sicherheit geschaffen werden kann indem zugrundeliegende Auslöser der Unsicherheit erkannt und adressiert werden. Dabei kommt allen, beginnend bei Regierungen und internationalen Institutionen bis zu lokalen Gemeinschaften und Individuen, eine Rolle bei der Entwicklung dieser Sicherheit zu. Die zugrundeliegenden Auslöser der Unsicherheit beinhalten den Klimawandel und Ressourcenknappheit, Ungleichheit, Militarismus und gewaltsame Konflikte.
Konkret erarbeitet die britische Initiative alternative Politiken, unterstützt einzelne Personen dabei, Diskussionen und Events zu einem anderen Sicherheitsbegriff abzuhalten und veröffentlicht den von der Zivilgesellschaft getragenen „Alternative Security Review“.
>>> Artikel zu Rethinking Security
>>> Zur Website der Kampagne
Im Juni dieses Jahres organisierten Mouvement International de la Réconciliation (MIR), Church and Peace, Stop Fuelling War und Pax Christi in Paris die Konferenz „Sicherheit in Europa neu denken“, um die deutschen und großbritannischen Studien zu „Sicherheit neu denken“ vorzustellen und zu erörtern, wie diese an die französische Realität angepasst werden können. In Frankreich schließt diese Arbeit u.a. an jene zur Dekade der Vereinten Nationen für eine Kultur der Gewaltfreiheit und des Friedens für die Kinder der Welt (2001-2010) an.
Ein Bericht zum Treffen in Paris wurde auf der Website von Church and Peace veröffentlicht.
Das Szenario „Sicherheit neu denken: Von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik“ zeigt auf, wie Deutschland analog dem Ausstieg aus der Atom- und Kohleenergie bis zum Jahr 2040 die militärische Aufrüstung überwinden könnte.
Erarbeitet wurde das Szenario im Auftrag der Evangelischen Landeskirche in Baden von einer Arbeitsgruppe mit Vertreter*innen verschiedener bundesweiter Friedensorganisationen.
Was stellen wir der Kriegslogik gegenüber?
Im Herbst 2023 stellt die Republik Österreich eine neue Sicherheitsstrategie vor. Diese wollen wir auf ihren Sicherheitsbegriff hin prüfen und in einen breiteren, friedensbewegten Kontext stellen.
Die Ergebnisse werden anschließend hier (und andernorts) publiziert!
Was stellen wir der Kriegslogik gegenüber?
Auf die besondere Situation Österreichs bezogen sehen wir spezifische Möglichkeiten für eine aktive Friedenspolitik, die sich von der Vision einer Kultur des Friedens, einer „Friedensrepublik Österreich im Heimatland Erde“, leiten lässt. Grundlegend dafür ist die immerwährende Neutralität als Verpflichtung nicht an Kriegen teilzunehmen, sondern diesen Status aktiv als friedensstiftender Akteur einzubringen, wie z.B. bei der Entstehung des Atomwaffenverbotsvertrags und anderer multilateraler Abrüstungsabkommen, als Standort von UNO und OSZE, in konkreten Vermittlungsinitiativen oder bei der Schaffung und Förderung von Instrumenten der zivilen Konfliktbearbeitung wie dem Zivilen Friedensdienst.
Zur konkreten Weiterarbeit zu diesem Themenkomplex wurden Folgetreffen vereinbart.
>>> Artikel „Friedensrepublik Österreich im Heimatland Erde – Ein Kommentar von Werner Wintersteiner“
Im November 2021 fand unsere Tagung „Frieden ist möglich – aber sicher! Impulse für eine gewaltfreie Gestaltung von Gesellschaft und Staat“ statt.
Inhalte der Publikation umfassen „Frieden, Sicherheit und Gewaltfreiheit“, „Sicherheit neu denken – das deutsche Szenario von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik“, „Klima und Frieden“ und „Der Beitrag von Kirchen für eine Kultur der Gewaltfreiheit“.