Hintergründe Buenaventura

Hintergrundinformation zur Situation in Buenaventura

Buenaventura

Von den 450.000 EinwohnerInnen der Stadt sind mehr als 80% Afro-KolumbianerInnen, die zum Großteil während der letzten 50 Jahre aus dem Landesinneren geflüchtet sind, vertrieben durch den bewaffneten Konflikt und den Drogenhandel. Ein Großteil der Vertriebenen lebt in extremer Armut in Pfahlbauten, die auf aufgeschüttetem Holz, Müll und Schutt in der Uferzone des Meeres errichtet wurden.

Buenaventura beherbergt den größten internationalen Hafen Kolumbiens. Die Stadt gilt als die am meisten militarisierte Kolumbiens, die Gewalt neo-paramilitärischer Gruppen ist in vielen der neuen Stadtteile in der Uferzone allgegenwärtig.

 

Der Humanitäre Raum Puente Nayero

Der Humanitäre Raum, im Stadtviertel La Playita gelegen, ist der erste seiner Art im städtischen Bereich. Er wurde am 13. April 2014 von Führungspersönlichkeiten des Viertels als geschützte, gewaltfreie Zone für die Zivilbevölkerung im städtischen Bereich proklamiert, in der nun rund 1000 Personen wohnen. Als Grundprinzipien für den Humanitären Raum gelten: gewaltfreier, respektvoller  Umgang miteinander, gewaltfreie Erziehung, gegenseitige Unterstützung und gegenseitiger Schutz, Schutz der Umwelt von Puente Nayero.

Die Errichtung des Humanitären Raumes Puente Nayero wurde von der Interkirchlichen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden unterstützt und begleitet. Mit der Errichtung des Humanitären Raumes ist es gelungen, eine paramilitärische Hochburg für die Zivilbevölkerung zurückzugewinnen, indem die Gemeinde eines der „Schlachthäuser“, in denen Menschen gefoltert und bei lebendigem Leib zerstückelt wurden, entfernte. Weiters ist der Zutritt zum Humanitären Raum den Mitgliedern illegaler bewaffneter Gruppen verboten.

Trotzdem können die BewohnerInnen von Puente Nayero nicht aufatmen: Obwohl im Humanitären Raum seit seiner Gründung niemand ermordet wurde, stehen Menschenrechtsverbrechen in der unmittelbaren Umgebung auf der Tagesordnung, denn neo-paramilitärische Gruppen versuchen, die soziale Kontrolle über das Viertel zu erlangen.  So werden beispielsweise Inhaber kleiner Geschäfte erpresst, vertrieben oder entführt und ermordet. Auch Führungspersönlichkeiten des Humanitären Raumes werden regelmäßig bedroht.

Im Juli 2015 wurden der 17jährige Christian Aragón Valenzuela und sein Freund Sol Ángel Mina auf dem Rückweg nach einem Besuch bei Christians  Großmutter nur 500 m vom Humanitären Raum entfernt ermordet, und zwar in unmittelbarer Nähe eines Postens der öffentlichen Sicherheitskräfte. Christian hatte mit seiner Familie im Humanitären Raum Schutz vor Bedrohungen gesucht. Die Familie von Christian hatte sich von der  paramilitärischen Gewalt nicht zum Schweigen bringen lassen wollten. Sie setzt sich gegen die gewaltsame Rekrutierung und des Missbrauchs ihrer Kinder zu Wehr, indem sie versucht, für die lokale Jugend Alternativen zur Gewalt zu bieten – ein Leben auf der Grundlage der Gewaltfreiheit und der Selbstbestimmung.

Der Anstieg der Gewalt durch neo-paramilitärische Gruppen steht nach Analyse der örtlichen Bevölkerung und von FOR Peace Presence im Zusammenhang mit der Ausweitung der Hafenzonen und der geplanten Errichtung eines Tourismusviertels.

 

FOR Peace Presence begleitet die Interkirchliche Kommission für Gerechtigkeit und Frieden bei ihrer Arbeit in Buenaventura.