Die Menschenrechtsverteidigerin Emilsen Manyoma, Mitarbeiterin beim CONPAZ -Netzwerk und Vorsitzende des Gemeinderats Bajo Calima, und ihr Partner Joe Javier Rodallega wurden in Buenaventura ermordet
Bogotá, am 19. Jänner 2017
Wir möchten unsere tiefe Trauer und Besorgnis über den kürzlich in Buenaventura verübten Mord an Emilsen Manyoma, einer Menschenrechtsverteidigerin des CONPAZ-Netzwerks und Vorsitzende des Gemeinderats Bajo Calima, die wir sowohl im Rahmen der Interkirchlichen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden als auch im Rahmen von CONPAZ begleiteten, mit euch teilen.
Die besagten Ereignisse werden noch untersucht, jedoch berichtet die Interkirchliche Kommission für Gerechtigkeit und Frieden, dass ihre Leiche, zusammen mit der ihres Partners Joe Javier Rodallega, am frühen Morgen des 17. Januar im Stadtviertel El Progreso der Kommune 10 in Buenaventura mit aufgeschlitztem Hals und mehreren Stichwunden gefunden wurde. Verschiedene Quellen melden, dass die beiden am Samstag Abend von einem Taxi abgeholt wurden, das sie in die Nachbarschaft von Las Palmas brachte, wo der Kontakt zu ihnen abbrach.
Durch ihre Führungsaufgaben im Gemeinderat war Emilsen seit 2005 Teil des Kampfes für die Erhaltung von Genossenschaftsgebieten im Gebiet von Bajo Calima und konfrontiert mit paramilitärischer Kontrolle, Drogenhandel und Megaprojekten der Firma Aguadulce. Durch ihre Arbeit mit dem CONPAZ-Netzwerk unterstützte sie außerdem verschiedene soziale Initiativen der Gemeinden in Buenaventura, wie etwa die Deklaration von humanitären Zonen entlang der Becken der Flüsse San Juan und Calima, den Aufbau des humanitären Raumes Puente Nayero und, erst kürzlich, des humanitären Raumes Punta Icaco, der am 6. Oktober des vergangenen Jahres offiziell errichtet wurde.
Dieser Mord fand inmitten der besorgniserregenden Entwicklungen der letzten Monate im Gebiet um Buenaventura statt. So wurde in Bajo Calima am 23. November des letzten Jahres ein Mann erschossen, und der Gemeindeführer Armando Torres Lozano, Mitglied des Gemeinderats und der politischen Bewegung Marcha Patriótica, wird seit 2. Dezember vermisst. Im Gebiet La Playita wurden fünf Familien aus der Piedras Cantan Straße (nahe den humanitären Zonen) am 2. Januar vermutlich von paramilitärischen Gruppen gewaltsam vertrieben. Dies bedeutet, dass es inzwischen 14 Familien sind, die 2016 und am Beginn des Jahres 2017 durch Drohungen vertrieben wurden. Verschiedene Todesdrohungen und Erpressungen wurden auch im humanitären Gebiet Punta Icaco gemeldet, obwohl es in diesem Teil der Stadt eine starke Präsenz öffentlicher Sicherheitskräfte gibt.
Trotz der Erfolge beim Aufbau des Friedens – u.a. die Übereinkunft zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC – gab es 2016 (im Vergleich mit 2015) einen feststellbaren Anstieg bei Drohungen, Angriffen und Morden an Führungspersonen und Menschenrechtsverteidiger_innen, was Kolumbien für jene, die einer solchen Arbeit nachgehen, zum gefährlichsten Land der Welt macht. Die NGO Somos Defensores erklärt, dass 24% der Angriffe gegen Menschenrechtsverteidiger_innen zwischen Juli und September 2016 paramilitärischen Gruppen zugeschrieben werden können, und diese damit die am häufigsten genannten Täter_innen in solchen Fällen sind. Human Rights Watch betont besonders die Anwesenheit von paramilitärischen Nachfolger-Gruppen in Buenaventura und die Gefahr, die diese für Führungspersonen bedeuten.
In Anbetracht dieser Vorkommnisse fordern wir von der Internationalen Gemeinschaft:
- Verlangen Sie vom Büro des Generalstaatsanwalts, die Morde an Emilsen Manyoma und Joe Javier Rodallega fair, unparteiisch und mit höchster Priorität zu untersuchen.
- Geben Sie öffentliche koordinierte Stellungnahmen ab, die diese Morde verurteilen, die im Kontext einer Welle von Morden an Führungspersönlichkeiten und Menschenrechtsverteidiger_innen in den letzten Monaten in Kolumbien stattfanden.
- Drängen Sie die kolumbianische Regierung, schnelle und effektive Maßnahmen zum Schutz der bedrohten Menschen zu setzen und zu implementieren. Dies gilt besonders für jene, die im Punkt 3.4 des Friedensabkommens mit der FARC genannt werden, in denen es um die Abrüstung paramilitärischer Nachfolgegruppen geht.
Wir laden alle, die sich in Kolumbien oder in anderen Teilen der Welt für den Schutz der Menschenrechte einsetzen, einen Brief (Beispielbrief pdf HIER, Word-Dowload HIER) an ihre Botschaft in Kolumbien zu schicken:
Österreichische Botschaft: bogota-ob@bmeia.gv.at
Schweizer Botschaft: bog.sdc@eda.admin.ch
Deutsche Botschaft: https://bogota.diplo.de/Vertretung/bogota/es/Kontakt.html
-> Da das Formular der Deutschen Botschaft nur eine begrenzte Anzahl an Zeichen erlaubt gibt es HIER einen Kurztext!
Originaltext Engl./Span. www.peacepresence.org