Yaris R., Südafrika
September 2121
Heute nur ein kurzer Eintrag, ich bin hundemüde. Diese ständigen Überstunden rauben mir den letzten Nerv. Und zu allem Überdruss der tägliche Zoff mit Elisa, weil sie sich um alles im Haus alleine kümmern muss. Als ob die drei Hausangestellten nicht genug wären.
Was soll ich denn machen? Dauernd gibt es Lieferschwierigkeiten…
Heute nur ein kurzer Eintrag, ich bin hundemüde. Diese ständigen Überstunden rauben mir den letzten Nerv. Und zu allem Überdruss der tägliche Zoff mit Elisa, weil sie sich um alles im Haus alleine kümmern muss. Als ob die drei Hausangestellten nicht genug wären.
Was soll ich denn machen? Dauernd gibt es Lieferschwierigkeiten. Heute war es wieder die Lithiumlieferung, die stecken geblieben ist. Und gestern Gallium. Es funktioniert einfach nichts mehr richtig im Transportwesen. Das Ministerium weiß das, und trotzdem sitzt der Minister meinem Boss im Nacken. Und erst unsere Partner in Europa. Richtig ungut können die werden. Ausbaden darf ich es dann, wenn der Boss seinen Grant an mir auslässt. Als ob ich den Klimawandel mit den Stürmen und Überflutungen bestellt hätte! Da bleiben die Lieferungen eben hängen und wir kommen mit der Fertigung nicht nach.
Vor dreißig Jahren, als ich hier angefangen habe, hätte sich das niemand gedacht. Unsere Firma schrammte gerade mal so am Bankrott vorbei. Und jetzt – niemand hätte geglaubt, dass sich mal ein afrikanisches Unternehmen mit dem Bau von Robotern profiliert. Sogar unsere Killerdrohnen sind 1A auf dem Markt. Die Armeen horten sie. Was wollen sie eigentlich noch verteidigen in einer Welt, die auseinanderbricht? Aber das geht mich nichts an.
Wenigstens wird der Auftrag unseres Verteidigungsministeriums nächste Woche fertig. Das Militär braucht die Drohnen angeblich so dringend an unseren Grenzen. Eine regelrechte Armee von Schmugglern ist da unterwegs. Die tun eigentlich niemandem was, die wollen nur überleben. Aber das ist nicht meine Sache.
Ach ja, ich darf nicht vergessen morgen die Medikamente von unserem Betriebsarzt abzuholen. Ein Glück, dass er sie abzweigen konnte. Ich habe sie dem Schuhputzer an der Ecke versprochen. Sein Sohn hat seit Monaten einen schlimmen Durchfall, er ist schon ganz abgemagert und ausgetrocknet. Das kommt vom Wasser, hat mein Schuhputzer gemeint, das ist verschmutzt von den Abwässern der Firmen, die nicht geklärt werden. Aber in den Slums haben sie kein anderes Wasser, erzählte er. Und dann hat er mich ganz komisch angeschaut.
YARIS R.
(Wir haben) Keine Ressourcen für das Militär
Auf fast 2 Billionen US-Dollar beliefen sich die Militärausgaben im Jahr 2020. Das sind wieder 2,6% Steigerung im Vergleich zu 2019 und die höchsten Militärausgaben seit dem Ende des Kalten Krieges.[1] Schon lange versuchen Friedensorganisationen darauf aufmerksam zu machen, wie bedeutend der Einsatz dieses Geldes für soziale und ökologische Belange weltweit wäre und wie dringend, auch nur ein geringer Prozentsatz der Ressourcen, die ins Militär gesteckt werden, für Bildung und Nahrungssicherheit gebraucht werden würden…
Auf fast 2 Billionen US-Dollar beliefen sich die Militärausgaben im Jahr 2020. Das sind wieder 2,6% Steigerung im Vergleich zu 2019 und die höchsten Militärausgaben seit dem Ende des Kalten Krieges.[1] Schon lange versuchen Friedensorganisationen darauf aufmerksam zu machen, wie bedeutend der Einsatz dieses Geldes für soziale und ökologische Belange weltweit wäre und wie dringend, auch nur ein geringer Prozentsatz der Ressourcen, die ins Militär gesteckt werden, für Bildung und Nahrungssicherheit gebraucht werden würden.
Unverständlich ist diese Steigerung der Ausgaben und Investitionen auf der Rüstungsseite auch angesichts der Tatsache, dass die Prävention der Klimakrise massiv untersubventioniert ist – obwohl wir schon mittendrin stehen in der Katastrophe.
Nicht nur Geld – Reden wir über Rohstoffe und Forschung
Schon beim Kyoto Protokoll 1998 reklamierten die USA eine Ausnahme für die Berichtspflicht über die Emissionen des Militärs. Eine Ausnahme, die sich bis heute durchzieht und es ist auch nicht absehbar, dass es bei der COP26[2] im November in Glasgow das große Einsehen geben wird. Berichte über die Treibhausgasemissionen sind freiwillig und obliegen den jeweiligen Ländern. Und das obwohl allein das US-Militär durch den Treibstoffverbrauch und CO2-Emissionen den ökologischen Fußabdruck eines mittelgroßen Landes hat. Die Armeen der Welt sind eine riesige Industrie, die natürliche Ressourcen verschlingt und eine Unmenge an Energie allein für ihren Erhalt verbraucht.[3]
Konsument*innen werden derzeit öfter damit konfrontiert, wie viele Kilometer ihre Avocado zurücklegt oder wie viel Wasser die Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts benötigt. Es ist wichtig, dass wir uns diesen Dingen stellen, aber gerade darum ist es auch absolut absurd, wenn wir mit diesem Maßstab nicht auch die Armeen der Welt messen. Wie groß ist der Wasserverbrauch bei der Herstellung eines Panzers? Der ökologische Fußabdruck eines Sturmgewehrs inklusive Munition?
Ein neueres Beispiel, das mit dem technologischen Fortschritt (auch) im militärischen Bereich auftritt, ist der Abbau und Verbrauch von Seltenen Metallen und Seltenen Erden. Sie werden z.B. bei der Herstellung von Computern, LCD-Bildschirmen und „grünen Technologien“ (Windkraft, Elektroauto…) eingesetzt, sind aber auch in militärischen Technologien verbaut.[4] Germanium findet z.B. Anwendung in der Waffenherstellung und in der Infrarotoptik, Zirkonium ist Teil einiger Munitionssorten. Von den Seltenen Erden befindet sich z.B. Samarium in militärischen Navigationssystemen, Gadolinium in Atom-U-Booten und Yttrium in Radargeräten.[5] Beim Bergbau spielen Belastungen für Umwelt und Mensch immer eine Rolle (Rodung von Wäldern, Vernichtung von Ackerland und Lebensraum, enormer Wasserverbrauch). Werden Seltene Erden abgebaut, so fallen große Mengen an giftigen Rückständen an, die viele Gefahren, bis hin zur Möglichkeit des Austretens von Radioaktivität in Luft oder Wasser, bergen.[6]
Neben diesen natürlichen und den oben genannten monetären Ressourcen sind noch die intellektuellen Ressourcen zu erwähnen, die, oft veranlasst durch die Tatsache, dass militärische Forschung besser finanzierbar ist, in die Entwicklung und Optimierung von Waffensystemen und Kriegsmaschinerie fließen. Auch das ist ein nicht zu vernachlässigender Verlust für jene Bemühungen, die nach nachhaltigen Lösungen im Angesicht der Klimakatastrophe suchen.
Wir können uns die Rüstung nicht (mehr) leisten!
Bitte unterstütze unsere Arbeit!
Eine Welt, die Klimaziele erfüllt, muss eine friedliche Welt sein! Wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen wollen, müssen wir die Rolle von Krieg, Militär und Ausbeutung thematisieren und uns aktiv für eine gerechtere Welt durch friedliche Mitteln einsetzen – wir danken euch für euren Beitrag dazu!
Frieden ist möglich – aber sicher!
12.-14. Nov.2021 in Linz
Werde Teil von „Sicherheit neu denken“ und hole dir viele spannende Impulse auf unserer Tagung.
„Rethinking Security” glaubt, dass nachhaltiger Frieden und Sicherheit geschaffen werden kann indem zugrundeliegende Auslöser der Unsicherheit erkannt und adressiert werden. Dabei kommt allen, beginnend bei Regierungen und internationalen Institutionen bis zu lokalen Gemeinschaften und Individuen, eine Rolle bei der Entwicklung dieser Sicherheit zu. Die zugrundeliegenden Auslöser der Unsicherheit beinhalten den Klimawandel und Ressourcenknappheit, Ungleichheit, Militarismus und gewaltsame Konflikte.
Konkret erarbeitet die britische Initiative alternative Politiken, unterstützt einzelne Personen dabei, Diskussionen und Events zu einem anderen Sicherheitsbegriff abzuhalten und veröffentlicht den von der Zivilgesellschaft getragenen „Alternative Security Review“.
>>> Artikel zu Rethinking Security
>>> Zur Website der Kampagne
Im Juni dieses Jahres organisierten Mouvement International de la Réconciliation (MIR), Church and Peace, Stop Fuelling War und Pax Christi in Paris die Konferenz „Sicherheit in Europa neu denken“, um die deutschen und großbritannischen Studien zu „Sicherheit neu denken“ vorzustellen und zu erörtern, wie diese an die französische Realität angepasst werden können. In Frankreich schließt diese Arbeit u.a. an jene zur Dekade der Vereinten Nationen für eine Kultur der Gewaltfreiheit und des Friedens für die Kinder der Welt (2001-2010) an.
Ein Bericht zum Treffen in Paris wurde auf der Website von Church and Peace veröffentlicht.
Das Szenario „Sicherheit neu denken: Von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik“ zeigt auf, wie Deutschland analog dem Ausstieg aus der Atom- und Kohleenergie bis zum Jahr 2040 die militärische Aufrüstung überwinden könnte.
Erarbeitet wurde das Szenario im Auftrag der Evangelischen Landeskirche in Baden von einer Arbeitsgruppe mit Vertreter*innen verschiedener bundesweiter Friedensorganisationen.
Was stellen wir der Kriegslogik gegenüber?
Im Herbst 2023 stellt die Republik Österreich eine neue Sicherheitsstrategie vor. Diese wollen wir auf ihren Sicherheitsbegriff hin prüfen und in einen breiteren, friedensbewegten Kontext stellen.
Die Ergebnisse werden anschließend hier (und andernorts) publiziert!
Was stellen wir der Kriegslogik gegenüber?
Auf die besondere Situation Österreichs bezogen sehen wir spezifische Möglichkeiten für eine aktive Friedenspolitik, die sich von der Vision einer Kultur des Friedens, einer „Friedensrepublik Österreich im Heimatland Erde“, leiten lässt. Grundlegend dafür ist die immerwährende Neutralität als Verpflichtung nicht an Kriegen teilzunehmen, sondern diesen Status aktiv als friedensstiftender Akteur einzubringen, wie z.B. bei der Entstehung des Atomwaffenverbotsvertrags und anderer multilateraler Abrüstungsabkommen, als Standort von UNO und OSZE, in konkreten Vermittlungsinitiativen oder bei der Schaffung und Förderung von Instrumenten der zivilen Konfliktbearbeitung wie dem Zivilen Friedensdienst.
Zur konkreten Weiterarbeit zu diesem Themenkomplex wurden Folgetreffen vereinbart.
>>> Artikel „Friedensrepublik Österreich im Heimatland Erde – Ein Kommentar von Werner Wintersteiner“
Im November 2021 fand unsere Tagung „Frieden ist möglich – aber sicher! Impulse für eine gewaltfreie Gestaltung von Gesellschaft und Staat“ statt.
Inhalte der Publikation umfassen „Frieden, Sicherheit und Gewaltfreiheit“, „Sicherheit neu denken – das deutsche Szenario von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik“, „Klima und Frieden“ und „Der Beitrag von Kirchen für eine Kultur der Gewaltfreiheit“.