Rückblick: Hildegard Goss-Mayr feierte ihren 90. Geburtstag
Für alle Bilder der Feier gilt: Internationaler Versöhnungsbund – österreichischer Zweig © Karin Bichler
Das gesamte Bildmaterial der Feier findet ihr auf Flickr HIER
Anlässlich des 90. Geburtstags von Hildegard Goss-Mayr lud der Internationale Versöhnungsbund für Samstag, 15. Februar 2020 um 10:30 Uhr zu einem Dankgottesdienst mit Bischof Hermann Glettler und anschließender Festmatinee in die Pfarrkirche St. Josef Sandleiten ein.
Wir freuen uns, dass so viele Freundinnen und Freunde der Einladung folgten und mit uns feierten!
Bedanken möchten wir uns für das gute Gelingen der Feier bei der Pfarre Sandleiten und insbesondere bei der Familie Gstaltmeyr – Hildegards Kindern, Schwiegerkindern, Enkel*innen und Urenkel*innen. Wir bedanken uns auch für die vielen Grußbotschaften aus aller Welt, die wir – als Buch gebunden – Hildegard als Geschenk überreichen konnten.
Zur Person Hildegard Goss-Mayr
- Highlights aus dem Leben von Hildegard Goss-Mayr
- Auszüge aus der Biografie
- Aktuelles Interview mit Hildegard Goss-Mayr
Das Evangelium des Dankgottesdienstes enthielt eine der zentralen Bibelstellen der christlichen Gewaltfreiheit, die Feindesliebe. In seiner Predigt betonte Bischof Glettler die einleitenden Worte des Evangeliums: „Euch, die ihr zuhört“. Er wies darauf hin, wie wichtig es ist, auf die vielen Stimmen in dieser Welt zu hören – auch auf die, die leicht übersehen und ausgegrenzt werden, aber auch auf die verzerrenden und manipulierenden Stimmen, die von Angst oder von Gier nach Macht getrieben sind. Der Bischof wies auch darauf hin, dass das Reich Gottes nicht durch Gewalt zu erreichen ist, „… sondern es kommt langsam, es keimt, wie das Weizenkorn, wie das Senfkorn. Es wird in die Erde gelegt und keimt. Viel an Kraft und Geduld ist notwendig, dass es langsam wächst, aber nie mit Gewalt. Frau Hildegard Goss-Mayr, sie haben uns das vorgelebt, danke dafür. Sie haben die Geduld gezeigt zu warten und dranzubleiben, das ist ein sehr großes Zeugnis.“
In der anschließenden Festmatinee im bis zum letzten Platz gefüllten Pfarrsaal wurde mit verschiedenen Beiträgen das Leben und Wirken von Hildegard gewürdigt. Markus Blümel von der Katholischen Sozialakademie Österreichs sprach in Vertretung von P. Alois Riedlsperger SJ. Er betonte die Verbindung von christlicher Spiritualität mit dem konkreten Engagement, wie sie von Hildegard und Jean gelebt wurde. Hildegard arbeitete über viele Jahre mit der KSÖ zusammen und veröffentlichte zwei Bücher in der Reihe „Soziale Brennpunkte“.
Herbert Peherstorfer und Irmgard Ehrenberger sprachen für den österreichischen Versöhnungsbund und zeigten auf, an wie vielen Orten Hildegard und Jean während ihres jahrzehntelangen Engagements gewirkt haben – von der Ost-West-Arbeit in der Zeit des Kalten Krieges, über Lateinamerika, die Philippinen und Afrika. Gleichzeitig betonten sie die Grundlagen aktiver Gewaltfreiheit, die Hildegard in all diesen Ländern vermittelte. Eine besondere Überraschung war die gefilmte Grußbotschaft von Hildegards langjährigem Freund und Wegbegleiter Adolfo Pérez Esquivel, Friedensnobelpreisträger 1980: „… du bist immer in unseren Gedanken und Herzen gegenwärtig, gerne erinnern wir uns deiner, all deiner Liebe, die du diesem Kontinent geschenkt hast…“
Christian Renoux aus Frankreich überbrachte die Grüße des International Fellowship of Reconciliation. Er betonte die große Unterstützung, die Hildegard für die Entwicklung der Bewegung geleistet hat. Der Friedensforscher Martin Arnold, VB-Mitglied aus Deutschland, erzählte, dass er durch Hildegard lernte, die Wirkungsmöglichkeiten der Kraft der Gewaltfreiheit – der Gütekraft – zu verstehen. Auch er betonte Hildegards grundlegende Botschaft, dass die Methoden der Gewaltfreiheit von der inneren Haltung getragen werden müssen.
Schließlich erzählte Huber Mayr (nicht verwandt mit Hildegard), langjähriges Mitglied des österreichischen Versöhnungsbundes und Biograf von Kaspar Mayr (Vater von Hildegard), über den geistigen Reichtum der Familie Mayr.
Mit beeindruckenden Worten richtete sich Hildegard an die Festgäste. Sie betonte, dass wir, die wir das Geschenk des Lebens, des Glaubens und des Engagements von Gott erhalten haben, auch eine große Verantwortung für die Gestaltung des eigenen Lebens und der Welt tragen. „Kein Mensch lebt für sich allein, wir sind aufeinander angewiesen und deshalb sind wir alle zu Dank verpflichtet – gegeneinander und miteinander… Ich bin dankbar, dass ihr so zahlreich hier seid, dass ich spüren darf, dass wir wirklich eine aktive, lebendige Gemeinschaft sind. Und dass wir nicht nachgeben werden, in der Gegenwart das Zeugnis der Befreiungskraft der Gewaltfreiheit Jesu zu leben… Ich danke für eure Freundschaft, ich danke für euer Engagement. Bleibt dran, bleibt mutig, gebt nicht nach. Mögen wir wach und offen bleiben für die dringenden Probleme und das Unrecht in der Welt. Mögen wir dort, wo wir hingestellt sind, uns bemühen, Konflikte friedlich zu lösen und Wege der Vergebung und der Versöhnung zu öffnen. Dafür ist uns die Liebesbotschaft Gottes geschenkt. Dazu sind wir gesegnet.“