14.12.: Wirtschaftliche Ausbeutung

Wirtschaft-14-Dezember

Menschliche statt militärischer Sicherheit

Lass dich ausbeuten oder stirb

„Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“, so der US-amerikanische Unternehmer Warren Buffett. Laut Forbes-Liste verfügen die Milliardäre dieser Welt über ein Vermögen von 12,2 Billionen USD. Keine Auskunft gibt Forbes darüber, wie viel Prozent dieses sagenhaften Vermögens durch ungerechte Löhne in der gesamten Lieferkette oder viel zu geringe Preise für Rohstoffe, insbesondere wenn sie aus ärmeren Ländern stammen, zustande gekommen sind. Die Einkommensunterschiede haben seit den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts deutlich zugenommen. Doch die soziale Dimension ist bei weitem nicht das einzige Problem. Reiche Menschen tragen unproportional mehr zum Klimawandel bei als Arme, und zwar nicht nur durch ihren Lebensstil, sondern vor allem auch durch Investitionen in klimaschädliche Wirtschaftssektoren.

Dem Reichtum sind keine Grenzen gesetzt, der Armut schon. Kein oder ein schlechter Zugang zur Gesundheitsversorgung, unzureichende Kleidung, ungeheizte Wohnungen, Obdachlosigkeit, chronische Unterernährung etc. – 735 Millionen Menschen haben zu wenig zum Essen, alle 13 Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger. Wer beim Thema Armut und Ausbeutung nur an Länder des Globalen Südens denkt, liegt falsch. Im Mutterland des Kapitalismus Großbritannien mehren sich die Todesfälle auf Grund von Ausbeutung und sozialer Ausgrenzung. Der Paketzusteller DPD belegte den Kurier Don Lane, der unter Diabetes litt, wegen eines Arzttermins mit einer Geldstrafe. DPD übt enormen Druck auf die Kuriere aus, ihre Pakete in der vorgegebenen Zeit auszuliefern. Wenn sie ihre Runde nicht schaffen, werden ihnen Gebühren verrechnet. Aus Angst vor weiteren Geldstrafen sagte Don Lane Arzttermine ab. Don Lane brach Ende Dezember 2017 zum wiederholten Male zusammen, nachdem er im Weihnachtstrubel auch noch krank geworden war. Er starb am 4. Jänner 2018. Paketzusteller werden bei DPD als selbständige Franchisenehmer behandelt und erhalten weder Urlaubs-noch Krankengeld. Der 57-jährige Errol Graham, der behindert war und eine lange Vorgeschichte psychischer Erkrankungen hatte, verstarb nur wenige Monate nachdem ihm das Department for Work and Pensions das Arbeitslosen- und Wohnungsgeld gestrichen hatte. Er verhungerte. Als man ihn auffand, wog er gerade noch 28,5 kg.

Dass in Österreich die Frage nach Gerechtigkeit, zu der reiche Menschen mehr beitragen sollen, immer wieder mit dem Argument des „Neides“ abgewürgt wird, ist angesichts der Tatsache, dass zehntausende Menschen ihre Wohnung nicht ausreichend heizen können, menschenverachtend.

Die Zeit der Almosen sollte eigentlich vorbei sein. Es gibt zahlreiche ethische Wirtschaftsmodelle, die das Wohl des Menschen und der Umwelt in den Mittelpunkt stellen. Das Ziel ist nicht die Vermehrung von Kapital, sondern ein gutes Leben für alle. Ein Bedingungsloses Grundeinkomme (BGE) würde ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und erwerbslose Menschen von der Willkür des Staates befreien. Global gesehen wären gerechte, nachhaltige und solidarische Wirtschaftsbeziehungen zielführender als einerseits auf Ausbeutung zu bauen und andererseits einen Bruchteil des ungerecht erwirtschafteten Profits als „Entwicklungshilfe“ an arme Länder zurückfließen zu lassen.

Armut und Hunger sind menschengemacht. Gerechte Entlohnung und gerechte Wirtschaftsbeziehungen sowie ein Sozialstaat, der den Namen verdient, sind gefragt. Aus dem Grundeinkommen-Volksbegehren 2019: „Aus dem Blickwinkel der Care Ethik ist das BGE eine Möglichkeit, Machiavellische Gesellschaftsstrukturen aufzuweichen und Menschen in solidarischem Handeln wieder näher zu bringen!“

Im Dezember 2023 präsentiert der österreichische Versöhnungsbund unter dem Titel „Frieden? – Aber sicher!“ einen Adventskalender als Setzkasten für den Frieden, ein Mosaik von militärischen und gesellschaftlichen Baustellen und gewaltfreien Lösungsansätzen für die Zukunft: www.versoehnungsbund.at/adventkalender

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