Friedenslogik statt Kriegslogik
Kaum ein Begriff ist so umstritten und wird so inflationär und willkürlich gebraucht wie das Kampfwort „Terrorismus“. Die Bezeichnung von gewaltfreien, tief besorgten jungen Menschen als „Klimaterroristen“ gibt davon Zeugnis. Zudem hat schon so mancher Mensch eine „Karriere“ vom gefeierten Mudschahed zum Terroristen oder umgekehrt vom geschmähten Terroristen zum Friedensnobelpreisträger hingelegt. Ob Guerilla-Kämpfer:innen, Rebell:innen, Milizionär:innen oder Soldat:innen – Mord bleibt Mord und Gräueltaten bleiben Gräueltaten, egal unter welchem „Mäntelchen“, egal ob staatlich angeordnet oder nicht.
Seit 9/11 haben die USA 8 Billionen Dollar für den „War on Terrorism“ ausgegeben. Der Krieg kostete bis 2020 über 900.000 Menschen das Leben. Dieser Krieg hat auch einer Verrohung den Weg bereitet. „Terroristen“ gelten als das Böse schlechthin, das aus der Welt ausgemerzt werden muss, Menschenrechte werden außer Kraft gesetzt, der Tod von Unschuldigen wird als „Kollateralschaden“ vermerkt.
Dass man auch mit „Terrorist:innen“ verhandeln kann, belegt der Friedensprozess zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerillagruppe FARC, der 2016 in einen Friedensvertrag mündete. Ob es gelingt, die verbleibenden bewaffneten Gruppen aufzulösen wird auch davon abhängen, ob die kolumbianische Regierung die grassierende Armut und Perspektivenlosigkeit lindern und die Zivilgesellschaft stärken kann.
Der „Kampf gegen Terrorismus“ ist gescheitert. Dass vor allem in marginalisierten Ländern bewaffnete Milizen Zulauf haben, ist kein Zufall. Mehr Gerechtigkeit, die Stärkung der Zivilgesellschaft, insbesondere der Frauen, könnte ein erfolgreicherer Weg sein, um der Gewalt zu begegnen. In Projekten des Friedensaufbaus wären die 8 Billionen Dollar wohl besser investiert gewesen.
Im Dezember 2023 präsentiert der österreichische Versöhnungsbund unter dem Titel „Frieden? – Aber sicher!“ einen Adventskalender als Setzkasten für den Frieden, ein Mosaik von militärischen und gesellschaftlichen Baustellen und gewaltfreien Lösungsansätzen für die Zukunft.